„Ja, ist dem Knaben den GAR nichts mehr einen Blog-Eintrag auf seiner Seite wert?“, haben sich im Laufe dieses Jahres vermutlich bestürzend wenige Menschen gefragt, schließlich hat sich das allgemeine Netzgeschehen in die Sozialen Medien verlagert. Ganz abgesehen davon, dass alle vermutlich andere Sorgen hatten. Nun aber darf ich verkünden: Doch! Es GIBT Sachen, die dem Knaben noch einen Blog-Eintrag wert sind. Zum Beispiel dies:
Ich habe die Ehre und Freude, den 1. Preis bei der diesjährigen (2020, wir erinnern uns) Tuttlinger Krähe verliehen bekommen zu haben!
Die Jury fand in ihrer Laudatio die folgenden erhebenden Worte:
Um die Tuttlinger Krähe zu gewinnen, muss man nicht zwingend auf einem Konzertflügel Rodeo reiten, sich Blockflöten in die Nase stecken oder auf der Bühne blankziehen. Ob das unserem Preisträger bewusst ist oder nicht, ist hingegen unwichtig. Er benötigte für seinen Siegeszug lediglich seine Gitarre und seinen Schalk, denn der junge Liedermacher mit dem verschmitzten Lächeln macht aus seinem minimalistischen Handwerk grandios große Kunst.
Tuttlingen, im Oktober 2020
Seine Lieder schmeicheln nicht nur dem Ohr, sie fordern darüber hinaus auch das Hirnschmalz, ohne dabei akademisch zu versauern oder mit moralischen Belehrungen zu langweilen. So bedient sich dieser Liedermacher der Themen, die nicht immer auf der Sonnenseite menschlichen Daseins zu finden sind und hier und da die Untiefen des humanen Kosmos ausloten, um diese als ironischen Gegenentwurf dem vorherrschenden Zeitgeist aus maximaler Optimiertheit und Perfektion entgegenzuhalten. Ob sein „Entschlossenheitslied“ – eine empathische Ode an das Sich-nicht-entscheiden-müssen – oder sein Song über einen irren Stalker, der seinem angebeteten Opfer Strophe für Strophe näher rückt; seine Songs schleichen sich an, um dann aus dem Hinterhalt des Subtextes den Zuhörer erschaudern zu lassen. Das sorgt für Gänsehaut und Verzückung gleichermaßen.
Und als ob das nicht alles schon großartig genug wäre, gibt es bei seiner Perfomance keinerlei Unschärfen oder Luftlöcher. Jede Pointe sitzt, das Timing seiner Nummern trägt seinen Vortrag wie ein weicher Teppich. Dazu lächelt dieser Künstler stets so schüchtern und verschmitzt, als sei das Leben in seinen Liedern ein Ponyhof. Doch hinter dieser Maske lauert ein wacher Geist mit Herz und Humor und hinterhältigen Pointen.
Nach seinem umjubelten Auftritt stand unumstößlich fest, dass bei der Tuttlinger Krähe 2020 an ihm kein Weg vorbeiführt.
Die Tuttlinger Krähe geht 2020 an den großartigen Lennart Schilgen.
Die Jury: Michael Baur, Rolf Brohammer, Karl-Heinz Helmschrot, Sabine Schürnbrand, Rosa Wagner und David Zapp
Hurra – und vielen Dank!